Bretagne : Halbinsel Crozon mit Camaret

Wir kommen zur Pont de Terenez,

deren Errichtung wir 2010/2011

mitverfolgen konnten. Zu dem

damaligen Zeitpunkt war sie als

die längste gebogene

Schrägseilbrücke der Welt eine 

Sensation, gewagt und imposant,

 

 

ein gigantisches Zukunftswerk.

Wir waren tief beeindruckt von

dieser wahrhaft neuzeitlich

historischen Stelle. Die alte,

mittlerweile sehr marode

gewordene Brücke wurde dann

abgerissen. Der Weg führt uns

nach Camaret, das bis 1980 der

einzige Langustenhafen Europas 

war. Schon um 2500 v. Christi haben

sich hier die ersten Menschen

angesiedelt und einen Kultort mit

mehr als 600 Steinen geschaffen - 

die "Megalithen von Lagadjar", 143

davon sind heute noch zu besichtigen.  

Im  IV. Jhdt.  entdeckten  auch  die  christlichen Einwanderer diese zauberhafte Landschaft, der

wohl bekannteste von ihnen ist der heilige St. Rioc. Der Überlieferung nach lebte er als 

Einsiedler 40 Jahre lang in den Höhlen der Landzunge  "Le Toulinguet " und später dann im 

Kloster von Landevennec. In " Kamelet ", wie Camaret früher genannt wurde und was übersetzt 

" natürlich gekrümmter Hafen "  bedeutet, wurde schon im Mittelalter Fischfang betrieben 

Auf dem " Sillon ", dem natürlichen

Deich, der den Hafen abschirmt, 

hat Vauban, der wohl bedeutendste

Militärbaumeister seiner Zeit, im

XVII. Jhdt. den " Tour Vauban" bauen

lassen. Er ist Teil des sogenannten 

"enceinte de fer"  mit dem

Frankreich unter Ludwig XIV. s

eine Außengrenze zu sichern

suchte. Direkt daneben steht

die nette kleine  Kapelle 

" Notre  Dame de Rocamadour" 

aus dem Jahre 1527 . Sie

verdankt ihren Namen den

nordischen Pilgern, die in

Camaret landeten. 

Von hier aus zogen sie dann weiter

in den südfranzösischen 

Wallfahrtsort Rocamadour .  

Mit den vielen kleinen Schiffen,

die in der Kapelle aufgehängt

sind , gedachten die Menschen der 

schiffsbrüchigen Seefahrer und

bedankten sich bei der Madonna

für ihre Rettung . Die Madonna von

Rocamadour  ist  nämlich  auch die Schutzpatronin der Seefahrer. Beim 

englisch-holländischen Angriff

1694 wurde zwar der Glockenturm

der Kapelle zerstört, der Angriff 

jedoch wurde siegreich abgewehrt. 

König Ludwig XIV. verlieh Camaret

dafür den Titel "Custos Orae Armoricae" ,

was soviel heißt wie

" Wächter des  Küstengebietes

von   Armoricaine ".  Übrigens ,  

der  Amerikaner  Robert  Fulton machte

hier in der Bucht von Camaret die 

ersten  Versuche  mit  seinem

U - Boot " Nautilus ".

 

 

 

Das  malerische Gepräge der

Landschaft und des Ortes zog im

vergangenen Jahrhundert  viele

Künstler an. So ließ sich  auch der 

französische Dichter und Symbolist 

St. Pol Roux in Camaret nieder und 

errichtete 1904 hoch über dem Meer

sein "Manoir du Boultous". Nach

dem Tod seines Sohnes Coecilian,

der im  Ersten Weltkrieg gefallenen

war, benannte er das Manoir  nach

ihm um. Heute überragt nur noch

die Ruine  des Manoirs die 

"Pointe de Toulinguet". Von weitem

wirkt die Ruine für den Betrachter

wie ein merkwürdig interessantes

Kunstwerk. Doch wieviel Elend und

Leid dieses Bauwerk einst gesehen

hat, ist den  wenigsten Besuchern 

und Badegästen bekannt. 

 

Am 23.Juni 1940, St.Pol Roux war bereits 

über 80 Jahre alt und verwitwet, drang

ein deutscher Soldat in das Haus ein,

tötete die Haushälterin von St. Pol Roux,

vergewaltigte seine Tochter Divine und 

verletzte sie schwer. St. Pol Roux gelang

die Flucht. Bei seiner Rückkehr nach

Camaret fand er sein Manoir 

ausgeplündert und seine noch unveröffentlichten Manuskripte waren

zerrissen und verbrannt worden. Den 

Schock hatte er nie überwunden. Von

Kummer geplagt ist er vier Monate 

später im Krankenhaus in Brest 

verstorben. Der Soldat wurde von einem Kriegsgericht für diese unselige Tat mit

dem Tode bestraft  und  standrechtlich

erschossen. 1944 wurde das, mittlerweile

von den Deutschen besetzte Manoir, bei

den Luftangriffen der Alliierten

bombardiert und zerstört. 

 

 

Auch ein Stückchen weiter,  an dem so

schaurig schönen Felsencap, an der

 " Pointe de Pen Hir ", erinnern die noch

gut erhaltenen Bunkeranlagen an

dieses so unrühmliche Kapitel der  Geschichte.  Hier begegnet uns wieder

das " Croix Lorraine", das an die

bretonischen Widerstandskämpfer

erinnert, die sich 1940, nach dem

Aufruf von General De Gaulle für ein

" Freies Frankreich " , in den Kampf

begeben haben. 

Die Felsen sind so bizarr, steil und

schroff, dass alpine Kletterer sich hier

im Bergsteigen üben. So grandios und

berauschend schön diese Felsenwelt

ist, so gefährlich ist sie durch die 

vielen vorgelagerten Inseln natürlich

für die Seefahrt, worauf auch die

vielen Leuchttürme an der Küste

hinweisen. 

 

Heute lebt Camaret, wie auch die

anderen Orte auf der Halbinsel

Crozon  hauptsächlich vom

Tourismus. Viele Lädchen und

Lokale auf der belebten

Hafenpromenade, gemütliche

Gässchen und Plätze mit Galerien

und Cafes verzaubern alljährlich

die vielen Touristen. Auch an die 

Wohnmobilisten ist gedacht 

worden. Es gibt drei VE und einen

großen  Wohnmobilstellplatz,

direkt an den Megalithen.

 

 

Campingplätze in Strandnähe sind

ebenso ausreichend vorhanden. So

bietet die geschichtsträchtige

Halbinsel für jeden Besucher etwas.

Es gibt viel zu erkunden rund

um Camaret, so auch die

" Pointe de Dinan " mit ihrem

großen, vom Meer unterspülten

Felsentor, dem "Château de Dinan".

Drei Tage haben wir hier verbracht

und uns die Umgebung angesehen,

das Wetter war gut und wir werden

sicherlich wieder mal hierhin

kommen -  wenn etwas weniger

Betrieb ist. Jetzt ist gerade

Hauptsaison und 

dementsprechend belebt ist

diese beliebte Urlaubsregion

der Bretagne.