Bretagne : Locronon

 

Locronan, seit 1924 als historisches Denkmal eingestuft , gehört zu den " plus beaux villages de France",


 den schönsten Dörfern Frankreichs und darf den Titel

" Petite Cite de Caractere de Bretagne" tragen.


 

Kommt man das erste Mal nach Locronan, wird man begeistert sein von der herrlichen Kulisse.


 

Zahlreiche Filme wurden in dem mittelalterlich anmutenden Ort schon gedreht, unter   


 

     anderen drehte auch 1979 Roman Polanski hier seinen Film " Tess " .


 

Die hervorragend erhaltenen Granithäuser aus dem

XVI. bis

XVIII. Jhdt.

und die

 Renaissance-

bauten

zeugen von

dem

 

Wohlstand  in  der  Zeit,  als in der Bretagne  noch  der  Tuchhandel  blühte.  


 

Die hochwertigen, großen Segeltuche von Locronan 

waren in ganz Europa 

gefragt,


 

 

auch die spanische Armada wurde

damit ausgerüstet. 


 

Majestätisch erhebt sich die prächtige spätgotische Kirche, die Francois II. im XV. Jhdt. mitten


 

auf dem

Dorfplatz

errichten

ließ. Der

imposante quadratische Kirchturm wurde  1808 von einen Blitz getroffen und etwas bescheiden repariert. Im Auftrag

von

 

" Anne de Bretagne", als Dank an Ronan für die  Geburt ihrer Tochter, wurde im XVI. Jhdt. die Grabkapelle 


 

" Chapelle de Penity " angebaut. Ronan sollte eine würdige Ruhestätte erhalten.


 

Und in der Tat, das hat er.

Seine  wirklich prächtige  Grabstätte aus


 

Kersantiner - Stein ist  ein hervorragender Beweis gotischer Bildhauerkunst und lockt


 

alljährlich Tausende von Besuchern an.

Ronan zu Ehren findet alle 6 Jahre eine,


 

in der Bretagne einzigartige Prozession statt,

 die   " Grande Tromenie ".


 

Auf einer etwa 12 km langen, quadratischen Strecke, die markiert ist durch uralte hölzerne Wegkeuze, wird der Weg abgeschritten, den der

Heilige Ronan

bei seiner

 

 täglichen " Tro  " (Tour ) entlang der 12  " minihys "

( Einsiedlerklausen ) gegangen sein soll.


 

 Als

irischer Bischof ist er Ende

des VII.Jhdt.

zu einem Konzil nach Frankreich angereist ,

um  in Locronan

eine

Einsiedelei zu gründen.

 

 Mit dem kirchlichen Auftrag ,

die  Bretagne  zu  christianisieren


  soll   er , der  Überlieferung   nach,

 viele Wunder bewirkt haben.


 

Schon sein Eintreffen an der Küste vom Leon muß

  die Menschen tief beeindruckt haben.


 

Er kam auf einem Stück Felsen über das Meer rübergesegelt, und kaum war er an Land,


 wollten die Frauen ihn sofort entmannen.

Sie ließen es dann aber doch sein, weil er so armselig aussah in seiner Kutte. Fortan versuchte er die Menschen zu bekehren, und sie von ihrer

 

Piraterie  abzubringen - was  diese  wiederum überhaupt  nicht wollten,  denn davon lebten sie ja hauptsächlich.


 

So

wunderwirkte

er einfach

im Pakt mit Gott , daß alle Schiffe rechtzeitig

vor der bretonischen Küste von seinem Glöckchen

gewarnt wurden und

 

kein Schiff mehr dort strandete. Das brachte die Küstenbewohner noch mehr auf, und sie beschlossen 


 

Ronan zu verjagen. Da verwandelte sich der Felsbrocken in eine weiße Stute, und Ronan konnte fliehen. So gelangte er dann nach

 

 Locronan und gründete im Wald von Locronan, im

" Bois de Nevet ",  eine  Einsiedelei.


 

Das Land wurde ihm von dem damaligen

König Gradlon zugewiesen.


 

Den keltischen Druiden, die schon 500 vor Christi Geburt hier in der Gegend lebten, hat das verständlicher-

weise nicht so besonders  gefallen. 

 

War doch dieser Wald, der zwischen den beiden Hügeln nahe beim Meer liegt, ihr "Nemeton",


 

ihr Heiliger Wald, eine Art druidischer Sakraltempel unter dem Dach des Himmels.

Beim täglichen Rundgang soll Ronan an

den zwölf Heiligen

 

Stätten der Druiden, die die zwölf Monate des keltischen Jahres repräsentierten, christliche Texte gelesen


 

 und auch besondere Riten vollzogen,

also eine Art Exorzismus betrieben haben.


 

Der " Nemeton " war nun aber nur den Druiden, die sowohl männlich, als auch weiblich sein


 

konnten, zugänglich und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.

So hat sich Ronan ganz schnell den Zorn der Drudin Keben zugezogen,

 

 

die danach sann, ihn so schnell wie möglich

wieder loszuwerden.

 

 

Und ab

jetzt deckt

sich die

Legende

mit den

bebilderten

Tafeln, die

in der

Kirche von

Locronan die Kanzel verzieren. 

Keben,

hier die

Frau eines

 

 Bauern, bemerkt mit Argwohn, daß ihr Mann sich von Ronan  einlullen  läßt  und  sinnt  auf Rache.


 

Nachdem

der Versuch,

seine Hütte

anzuzünden,

fehlgeschlagen

 ist, geht

sie  zu

 König  Gradlon

und 


 

beschuldigt Ronan, ihre Tochter ermordet

und versteckt zu haben. 


 

Ronan wird gefangen genommen und ein Gottesurteil soll seine Schuld beweisen. 




 Ronan überlebt es ,

findet auch das Kind

und erweckt es wieder zum Leben.


 

Jetzt gibt Keben aber erst recht keine Ruhe und irgendwann reicht es Ronan.


 

Er ist der ewigen Verleumdungen müde und 

beschließt fortzugehen. In Hillion bei St. Brieuc soll

er dann gestorben sein.


 

Aus Ehrfurcht,vielleicht auch aus Furcht vor seiner  eventuellen Rache, hat man seinen Leichnam auf einen Ochsenkarren gespannt und beschlossen,

 

 

Ronan

solle sich seine letzte Ruhestätte selbst aussuchen.

Die Ochsen liefen  schnurstracks  nach Locronan, folglich wurde sein Grab hier errichtet. 

 

Obwohl die Christianisierung das Druidentum

und dessen Spuren 


 

nahezu zum Verschwinden brachte,

ist dieser

"Nemeton"

in Locronan

ein

eindeutiger

Zeuge für 

die

frühere

 

Existenz dieser druidischen

Kultplätze in Europa. 



 

Locronan ist heute sehr  touristisch und in den schönen alten Gemäuern sind viele Souvenierlädchen


 

untergebracht.

Etwa

200 m

den Berg

runter

zu der

kleinen

Kapelle

 

" Notre Dame de Bonne Nouvelle"

( XV.-XVIII.Jhdt ) verirrt sich allerdings kaum ein Tourist


 

obwohl  sie  auch ganz nett anzusehen ist.

Für die Übernachtung am ortsnahen

Wohnmobil-

stellplatz müssen wir 5€

zahlen.

 

Der Platz kommt uns, gemessen an der touristischen Aufmachung des Ortes, recht lieblos vor. 

 

 

Also bleiben wir nur  eine  Nacht .

Morgen wollen wir zum Menez Hom,


 

mit 330 m ist er der zweithöchste

Berg in der  Bretagne