Weiter geht die Fahrt auf die Halbinsel Crozon. Nicht schlecht überrascht
sind wir, als wir als wir neben der alten Hängebrücke von Terenez , den Neubau
einer gewagten und imposanten Schrägseilhängebrücke entdecken.
Ganz spontan erklärt uns die
freundliche Ingenieurin vor
welch gigantischem
Zukunftswerk wir stehen,
der neuen "Pont de Terenez".
Bei der Fertigstellung,
wird sie die längste gebogene
Schrägseilbrücke der Welt sein.
Die alte, mittlerweile sehr marode
gewordene Brücke soll dann
abgerissen werden. Nach einem
knapp zweistündigen, sehr
interessanten Vortrag verlassen
wir beeindruckt diese wahrhaft
neuzeitlich historische Stelle und
fahren weiter nach Camaret
Camaret sur Mer war bis 1980 der einzige Langustenhafen Europas .
Schon um 2500 v. Christi haben sich hier die ersten Menschen angesiedelt und
einen Kultort mit mehr als 600 Steinen geschaffen - die "Megalithen von
Lagadjar", 143 davon sind heute noch zu besichtigen.
Im IV. Jhdt. entdeckten auch die christlichen Einwanderer diese zauberhafte
Landschaft, der wohl bekannteste von ihnen ist der heilige St.Rioc.
Der Überlieferung nach lebte er als Einsiedler 40 Jahre lang in den Höhlen der
Landzunge "Le Toulinguet " und später dann im Kloster von Landevennec.
In " Kamelet ", wie Camaret früher genannt wurde und was übersetzt " natürlich
gekrümmter Hafen " bedeutet, wurde schon im Mittelalter Fischfang betrieben
Auf dem " Sillon ", dem natürlichen Deich, der den Hafen abschirmt, hat
Vauban, der wohl bedeutendste Militärbaumeister seiner Zeit, im XVII. Jhdt.
den " Tour Vauban" bauen lassen. Er ist Teil des sogenannten "enceinte de fer"
( eiserner Gürtel ), mit dem Frankreich unter Ludwig XIV. seine Außengrenze
zu sichern suchte.
Direkt daneben steht
die nette kleine Kapelle
" Notre Dame de
Rocamadour" aus dem
Jahre 1527 . Sie verdankt
ihren Namen den nordischen
Pilgern, die in Camaret
landeten, um von
hier aus weiter in den
südfranzösischen Wallfahrtsort Rocamadour zu ziehen.
Mit den vielen kleinen Schiffen,
die in der Kapelle aufgehängt
sind , gedachten die Menschen der
schiffsbrüchigen Seefahrer und
bedankten sich bei der Madonna
für ihre Rettung . Die Madonna von Rocamadour ist nämlich auch die Schutzpatronin der Seefahrer. Beim englisch-holländischen Angriff 1694 wurde zwar der Glockenturm der
Kapelle zerstört, der Angriff jedoch wurde siegreich abgewehrt. König
Ludwig XIV. verlieh Camaret dafür
den Titel "Custos Orae Armoricae" ,
was soviel heißt wie
" Wächter des Küstengebietes
von Armoricaine ".
Übrigens , der Amerikaner
Robert Fulton machte hier in
der Bucht von Camaret seine
ersten Versuche mit seinem
U - Boot " Nautilus ".
Das malerische Gepräge der Landschaft und des Ortes zog im vergangenen Jahrhundert
viele Künstler an. So ließ sich auch der französische Dichter und Symbolist
St. Pol Roux
in Camaret nieder und baute 1904 hoch über dem
Meer sein
"Manoir du Boultous". Nach dem Tod seines
Sohnes " Coecilian ", der im
Ersten Weltkrieg gefallenen war,
benannte er
das Manoir nach ihm um.
Heute
überragt nur
noch die Ruine des Manoirs die "Pointe de Toulinguet".
Von weitem wirkt sie für den Betrachter wie ein merkwürdig schönes Kunstwerk.
Doch wieviel Elend und Leid dieses Bauwerk
gesehen hat, ist den wenigsten
Besuchern und Badegästen bekannt. Am 23.Juni 1940, Saint Pol Roux
war bereits
über
80 Jahre alt
und verwitwet,
drang ein
deutscher Soldat in das Haus ein, tötete
seine Haushälterin, vergewaltigte seine Tochter
Divine und verletzte sie schwer. St. Pol Roux konnte flüchten.
Bei seiner Rückkehr nach Camaret fand
er sein
Manoir ausgeplündert
und seine noch unveröffentlichten Manuskripte waren zerrissen und verbrannt worden.
Den
Schock
hatte er nie überwunden. Von Kummer geplagt ist
er vier
Monate
später im Krankenhaus
in Brest
verstorben.
Der Soldat wurde von einem Kriegsgericht für
diese unselige Tat mit dem Tode
bestraft und standrechtlich
erschossen.
1944 wurde das,
mittlerweile von den Deutschen besetzte Manoir,
bei den Luftangriffen der Alliierten auf die Küste,
bombardiert und zerstört.
Auch ein Stückchen weiter, an dem so schaurig schönen Felsencap, der " Pointe de Pen Hir ",
erinnern die noch erhaltenen Bunkeranlagen an dieses so unrühmliche Kapitel der Geschichte.
Hier
begegnet uns wieder das
" Croix Lorraine",
das an die bretonischen Widerstands-
kämpfer erinnert,
die sich
1940,
nach dem Aufruf von General De Gaulle für ein
" Freies Frankreich " , in den Kampf begeben haben.
Die Felsen sind so bizarr, steil und schroff,
daß alpine Kletterer
sich hier im Bergsteigen üben. So grandios und berauschend schön diese Felsenwelt ist,
so gefährlich ist sie durch die vielen vorgelagerten Inseln natürlich für die Seefahrt, worauf auch die vielen Leuchttürme hinweisen.
Heute lebt Camaret,
wie auch die anderen Orte auf
der Halbinsel Crozon hauptsächlich
vom Tourismus.
Viele Lädchen und Lokale auf der
belebten Hafenpromenade, gemütliche Gässchen
und Plätze mit Galerien und Cafes verzaubern alljährlich die vielen Touristen. Auch
an die
Wohnmobilisten ist gedacht worden.
Es gibt drei Versorgungsstellen
und einen
großen
Wohnmobil-
stellplatz,
der direkt
an den Megalithen liegt und auch
mehrere Campingplätze.
So bietet die geschichtsträchtige Halbinsel
für jeden Besucher etwas.
Es gibt
viel zu
erkunden rund um Camaret,
so auch
die
" Pointe de Dinan " mit ihrem großen, vom Meer unterspülten Felsentor,
dem "Château de Dinan". Drei Tage haben wir hier verbracht und uns die Umgebung
angesehen, das Wetter war gut und wir werden sicherlich wieder mal hierhin kommen -
wenn etwas weniger Betrieb ist. Jetzt ist gerade Hauptsaison und dementsprechend belebt ist diese beliebte Urlaubsregion der Bretagne.