Wir fahren mit unseren Freunden, Günter und Eli, zu dem charmanten Örtchen
Saint-Jacut-de-la-mer. Es liegt auf der Halbinsel zwischen der Baie de Lancieux und der
Baie de l’Arguenon.
Nichts lässt vermuten, dass sich bis vor ein paar Tagen hier noch Hunderte von Touristen
durch die Hauptstraße gedrängelt haben und in den netten, mit Blumen geschmückten,
Gassen und Sackgassen kein ruhiges Plätzchen zu finden war.
Der Ort hat kaum 1000 Einwohner und ist eher beschaulich und verträumt -
allerdings nicht so in der Hochsaison.
Aber jetzt im September ist es eher ruhig . Die typischen Granitsteinhäuser im Ortskern sind in Reihen eng aneinander gebaut und gewähren so Schutz vor dem Wind.
Die Campingplätze sind in der Saison gut besucht, mit seinen vielen Stränden mausert
sich Saint Jacut zu einem sehr beliebten Familienbadeort. Viele Einwohner vermieten in
der Saison privat ihre Häuser oder Appartements, große Hotels sucht man vergebens.
So ist St. Jacut, wie auch fast die gesamte Bretagne, vom Massentourismus verschont
geblieben, wobei das Klima durchaus mediterran ist - eigentlich ein Geheimtipp.
Einst war St.Jacut ein Fischerdorf, das sich dem Fang von Rochen und Makrelen
verschrieben hatte. Der " große Riese Gargantua " soll sich einmal von dem Duft eines mit Rochen gefüllten Fischerbootes angezogen gefühlt und dieses mitsamt der Besatzung
verschluckt haben . Danach wurde ihm sehr schlecht und hier ganz in der Nähe sind noch
die steinernen Überreste seiner Unpässlichkeit zu sehen und zu hören, die sogenannten klingenden Steine bei Crehen.
Heute lebt man in St. Jacut hauptsächlich von der Muschel- und Austernzucht und vom Tourismus. Das Klima ist das ganze Jahr über mild, auch ob der windgeschützten Lage.
Wer das Meer liebt kommt hier voll auf seine Kosten. Es gibt elf feinsandige Strände an
denen man vortrefflich dem Strandleben frönen kann,
Wassersportler finden hervorragende Bedingungen und auch
für Wanderer und
Spaziergänger ist
sowohl das Wattenmeer, als auch der "sentiers des Douaniers," der rund
um die Insel geht, ein wahres Juwel.
Es bieten sich außergewöhnlich zauberhafte
Aussichten auf die Bucht bis hin nach
Fort la Latte.
Auf dem Weg durch das Wattenmeer zur zur Ile Hebihens wandert,
kann man die köstlichsten frischen wilden Austern direkt von den Felsen
abklopfen und verzehren. Es empfiehlt sich also, immer ein stabiles Messer mitzunehmen.
Die Austern von St.Jacut sollen die besten der Nordbretagne sein, besser noch als die von Cancale und in der Tat, auch wir finden sie köstlich - nicht so salzig.
Der Weg zur Ile Hebihens ist einer der schönsten Spazierwege im Wattenmeer überhaupt.
Auf festem weißen Sand kommt man trockenen Fußes bis rüber zu der zauberhaften
kleinen Insel, die wie eine Oase in der Wüste oder einer Mondlandschaft anmutet. Man
muss sich aber unbedingt einen Gezeitenkalender besorgen, sonst kann es passieren,
dass die herannahende Flut einem den Rückweg versperrt.
Es gibt zwar ein Nottelefon vor Ort, dennoch sollte man nichts wagen. Dieses zauberhafte Fleckchen ist eine der wenigen Inseln in der Bretagne, die im Privatbesitz ist. Bewohnt
sei sie aber nur im Sommer. Die Eigentümer gestatten es wohl, dass man sie betritt,
Allerdings sollte man auf den Wegen bleiben, auch um nicht die Natur zu stören. Hunde
müssen unbedingt an die Leine, denn die Insel ist ein Vogelschutzgebiet.
1693 wurde von Vauban
auf Geheiß Louis IV.
nach dem Holländisch- Englischen Angriff auf
St.Malo auf der Insel zur
Küstenüberwachung
ein Turm errichtet,
der auch zur Verteidigung diente. Heute zählt der noch sehr gut erhaltene Turm
zu den wichtigen
historischen Denkmälern Frankreichs.
Ein wahres Schlaraffenland
ist St. Jacut auch für die Liebhabern oder Anhänger
der "peche a pied". Wir
waren zur großen Flut
Ende September
hier auf Muschelfang
und hatten nach zwei
Stunden den Korb
gut gefüllt mit
leckeren Coques.
Wichtig ist,
die Coques
vor dem Verzehr
unbedingt im
Meereswasser
zu entsanden -
nicht in Süßwasser,
sonst sterben
sie schnell ab.
Danach erhitzt man sie in einem großen Topf, bis sie sich von selbst öffnen und
serviert sie beispielsweise mit einem bisschen Olivenöl, etwas Petersilie, vielleicht
noch ein bisschen Piment d' Espelette und Knoblauch dazu und das Ganze zu Spaghetti.
Auch ein paar riesengroße Palourdes
landen in unseren Körbchen.
Man sollte aber
nur 3 kg pro Person
einsammeln...naja ein
paar Gramm mehr
dürfte nicht so schlimm sein.
Palourdes werden im Gegensatz zu den coques
meist roh verzehrt mit
etwas Zitrone,
oder auch gratiniert.
Es gibt auch einen guten Wohnmobilstellplatz in St.Jacut, er ist nur ein paar Meter vom
Meer und den tollen Sandstränden entfernt.