Wenn man einen Reisebericht über die
Bretagne schreibt, darf natürlich der
Mont Saint Michel nicht fehlen. Er gehört
zwar streng genommen nicht zur Bretagne,
sondern zur Normandie, aber für uns ist
er immer der Startpunkt unserer
Bretagne - Reise .
Seit im 8.Jhdt der Bischof Aubert von Avranches
im Traum vom Erzengel Michael angewiesen wurde, dort ein Heiligtum zu errichten, entwickelte sich
der Ort zu einem bedeutenden Wallfahrtsziel.
Im Jahr 966 wurde von Benediktinermönchen
eine Klosteranlage gegründet und bald begann ab etwa 1023 der Bau der romanischen Abteikirche.
Nach einem Brand im frühen 13. Jahrhundert
entstand , finanziert vom Hochadel „La Merveille“,
ein meisterhaft angelegtes gotisches Kloster,
das in seinen drei Ebenen die mittelalterliche Gesellschaftsstruktur, vom Pilger unten über
den Adel bis zu den Mönchen, widerspiegelte.
Während des Hundertjährigen Krieges
blieb Mont‑Saint‑Michel dank seiner
natürlichen Gegebenheiten
Treibsand, Gezeiten – und verstärkten Befestigungsanlagen uneinnehmbar.
Im späten 18. Jhdt. wandelte sich die Abtei
unter Napoleon in ein Gefängnis ,
die sogenannte „Bastille des Mers“ .
Sie drohte danach eigentlich dem Verfall preisgegeben zu sein.
Durch Engagements u. a. von Victor Hugo
wurde sie restauriert und 1874 unter
Denkmalschutz gestellt .
Seit 1979 zählt das gesamte Ensemble , Berg und Bucht , zum UNESCO-Welterbe .
Heute ist Mont Saint Michel mit über 3 Millionen Besuchern jährlich eines der meistbesuchten Wahrzeichen Frankreichs , nach Paris
An der " Porte du Roi " war das
Domizil des Königs. Geschützt durch
Graben und Falltür konnte der König
leicht über die Zugbrücke zu seinen
Gemächern gelangen. Heute befindet
sich in diesen Räumen das
Bürgermeisteramt .
Die Hauptstraße, die "Grande Rue "
schlängelt sich rund
um den Mont und wenn man auf dem
Weg nach oben , in dem
Touristengewimmel ein seltsames Kläppern vernimmt, dann werfe man mal
einen Blick in die Küche des Hotels
" Mere Poulard ". Es schlagen dort die Küchenbediensteten,
gekleidet in traditionellen Trachten,
den Crepes -Teig in großen Schüsseln
im Takt auf, denn hier wird im Hotel noch
nach alter Tradition und den
Originalrezepten der berühmten Köchin
von Mont Saint Michel,
der " Mere Poulard " gekocht.
Die Häuser stehen sehr eng
beisammen in der " Grande Rue " ,
durch das beschränkte
Platzangebot war es den
Anwohnern oft schwierig, die
Wohnfläche eines Hauses zu
erweitern.
Man musste sich also
etwas einfallen lassen, so wie es
beispielsweise den Eignern des
" Haus der Artischocken" gelungen
ist. Sie erweiterten ihr Häuschen
einfach quer über die Strasse und so
überspannt es die Grande Rue und
verbindet die alte Hôtellerie de la Licorne
mit den befestigten Mauern.
Durch die Enge der Gässchen, die scherzhaft
" ruelle des cocus " genannt wurden, was so viel heisst wie „Gasse der Gehörnten“ war
manches Mal sicher der Haussegen in Gefahr :-)
Oberhalb der Grande Rue endet eigentlich der
touristische Teil von Mont Saint Michel.
Die meisten Touristen scheuen den
starken Anstieg wobei die Sicht von
dort oben noch viel schöner ist .
Es gibt dort viele verwinkelte Gässchen
und man kann in Ruhe die Schönheit
des Mont und die beeindruckende Sicht
auf die Meerlandschaft genießen.
Um allerdings an die Abteikirche
zu gelangen, muss man
noch 281 Stufen weiter hoch
klettern. Die Treppen dienten
im XV. Jahrhundert auch
Verteidigungszwecken und
erleichterten die Kommunikation
von einem Turm zum anderen,
außerdem hatten die Soldaten
so schnelleren Zugang zu den vom
Feind belagerten Stellen.
Auch in der kleinen Pfarrkirche
sind im Gegensatz
zur berühmten Abtei
kaum Touristen zu finden,
sie birgt allerdings
einige sehr schöne Schätze,
unter anderem eine
prachtvolle Statue des
Erzengel Michael.
Hinter der Kirche
auf dem kleinen Friedhof
sind ein paar wenige
alte Gräber, darunter auch das
bescheidene Grab von
Mr. und Mere Poulard .
Im XII. Jhdt. wurde der
Klosterberg das Ziel großer
Pilgerströme. Man konnte ihn
jedoch nur bei niedrigsten
Wasserstand erreichen. So wurde
im Jahr 1877 ein Damm gebaut, auf dem ein kleiner Dampfzug
Personen und Güter zur Abtei
beförderte. Damit war das
Inseldasein von Le Mont-Saint-Michel
beendet. Die Meeresströmungen
bei Flut und Ebbe wurden
unterbrochen und langsam begann
eine Verlandung.
Man beschloss die Renaturalisierung
der Bucht. 2006 kam der Startschuss
für ein gigantisches Projekt, der
Gezeitendamm über den Fluss
Couesnon wurde gebaut.
Noch eine Warnung zur
Vorsicht für den Besucher:
Ab 1 Stunde nach Ebbetiefstand
sollte man nicht mehr ins Watt
laufen, es ist sehr gefährlich.
Der Tidenhub beträgt bis zu 16m.
Zu schnell strömt das Meer bei
ansteigender Flut in die Bucht
und füllt sie auf. Victor Hugo
beschrieb es mit „ a la vitesse
d' un cheval au galop", ( so schnell
wie ein Pferd im Galopp ).
Das Wetter kann sich durch den immerwährenden
Wind sehr schnell ändern.
Am besten ist es,
sich einer Führung anzuschließen,
wenn man zum ersten Mal das
Watt erkunden will, man ist so
auf der sicheren Seite und lernt
viel über das Wattenmeer.